Die Situation

Die Chepang erleiden ein ähnliches Schicksal wie so viele Völker, die ihre angestammten Lebensräume und alten Traditionen aufgeben mussten. Sie haben ihr altes Wissen fast verloren, das Wissen um die Kraft und die Wirkungen der Pflanzen des Waldes, in dem sie über Generationen als Nomaden gelebt haben. Die Zwangsansiedlung vor gut einem halben Jahrhundert hat sie sesshaft werden lassen.  Aus den einstigen Jägern und Sammlern sind nun Bauern geworden, die so gut wie kein Land besitzen. Die Chepang sind damit in ein Leben voller Armut und Chancenlosigkeit gebracht worden, in ein Leben ohne Bildung und ohne Perspektiven.

Sie versuchen mit dem Wenigen, was ihnen ihre Felder bieten, zu überleben. Der Boden, den sie zur Verfügung haben, ist zu trocken und zu steinig und lässt sich nur schwer bewirtschaften. Oft reicht das Einkommen nicht aus, um die Kosten für die tägliche Portion Reis oder Maismehl und eventuell ein bisschen Gemüse oder Linsen zu decken. Sie sind gezwungen von der Hand in den Mund zu leben, um zu überleben.
Die Frauen ernten die wenigen kultivierten Pflanzen wie Mais, Senf, Gerste und sammeln das, was ihnen die noch verbliebenen Wälder bieten. Die Männer fischen in den Flüssen oder jagen und versuchen als Träger ein Zubrot zu verdienen. Meist barfuss tragen Männer, Frauen und Kinder schwere Lasten (Erwachsene tragen bis zu 80 kg), um auf dem entfernten Markt an der Hauptstraße Waren zu verkaufen oder einzutauschen.
Ein unregelmäßiges Tageseinkommen von etwa 1 € pro Chepang-Familie ist der Alltag in Silinge. Sie haben keinerlei soziale Absicherungen. Medizinische Versorgung und Bildung ist für sie meist unerschwinglich. So ist die Analphabetenrate in unserer Projektregion extrem hoch – so gut wie keine der Frauen hat je eine Schule besucht, nur wenige Männer und dies auch nur durchschnittlich 3-4 Jahre.

Viele junge Männer sehen ihre einzige Chance, dem täglichen Überlebenskampf zu entrinnen, darin, ihr Leben auf dem Land aufzugeben und in die großen Städte Nepals oder ins Ausland (Indien und besonders die Golfstaaten) abzuwandern, um mit etwas Glück eine Arbeit als Tagelöhner zu finden, die ihnen ein bescheidenes Einkommen sichern soll. Hier sind sie gezwungen, niederste Arbeiten unter schlechtesten Bedingungen auf sich zu nehmen. Trotz dieser Umstände kommen viele Jugendliche nicht zurück in ihre Heimat, was die Region zusätzlich schwächt und alte Traditionen damit vollständig verloren gehen lässt.

Kankada ist weit entfernt von den hohen schneebedeckten Bergen im Norden, den Touristenstrecken und somit auch der Aufmerksamkeit. Ohne diese Aufmerksamkeit fehlt den Menschen jedoch die dringend notwendige Hilfe von Außen. Eine Hilfe, ohne die es für sie nicht möglich ist, sich von den Ketten der ständig fortschreitenden Verarmung zu befreien.

 

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