Situation
Am 25.04.2015 wurden Nepal und seine Menschen von einem verheerenden Erdbeben der Stärke 7,8 schwer erschüttert. Unzählige Gebäude stürzten ein, begruben tausende Menschen unter sich und Panik und Angst bestimmten das Bild in den betroffenen Gebieten.
Nur 24 Stunden später versetzte ein weiteres Beben der Stärke 6,9 das Land erneut in Angst und Schrecken.
In den auf das erste Beben folgenden 17 Tagen kam es zu über 250 Nachbeben von Stärken über 4,0. Durch die abnehmenden Intensitäten und Intervalle der Nachbeben normalisierte sich so allmählich das Leben im Land.
Am 12.05.2015 wurde dann das langsam zurückgewonnene Vertrauen der Menschen schwer erschüttert: Ein Beben der Stärke 7,4 traf Nepal erneut. Es kostete vielen weiteren Menschen das Leben und wieder wurden unzählige Häuser und Tempel zum Einsturz gebracht.
In den von den Beben betroffenen Gebieten bot sich ein Bild der großflächigen Verwüstung mit tausenden Todesopfern.
Auch unsere Projektregion Kankada (8.432 Einwohner) wurde schwer getroffen. 90 Prozent aller Häuser wurden beschädigt oder völlig zerstört und damit die meisten Familien obdachlos. Von den 16 von LiScha betreuten Schulen wurden 15 teilweise bis völlig zerstört.
Die gute Nachricht: Tote und Schwerverletzte waren glücklicherweise nicht zu beklagen, für die Leichtverletzten organisierten wir die medizinische Versorgung.
In den folgenden Wochen prägten Zeltlager, auf Freiflächen campierende Menschen, Bewohner und Militär-Trupps, die in den Trümmern nach Vermissten und Habseligkeiten suchten und Hubschrauber und Militärmaschinen, die versuchten in die entlegenen Bergregionen vorzudringen, das Bild des Landes.
Seit dem letzten großen Beben nahm die Intensität und Häufigkeit der inzwischen über 400 Nachbeben (über 4,0) immer mehr ab und die Verarbeitung der traumatischen Erlebnisse und der Wiederaufbau bestimmen nun das Leben.
Insgesamt 9.300 Menschenleben haben die Erdbeben gefordert, Tausende Tiere sind unter den Trümmern begraben, über 1,2 Million Menschen wurden obdachlos, Tausende Tonnen Ernte und Saat sind verloren, über 20.000 Schulen sind zerstört sowie Tausende Gesundheitsstationen und öffentliche Gebäude. Weit mehr als 3.000 Erdrutsche und Lawinen hat es aufgrund der Beben gegeben und uralte historische Gebäude und Tempel haben die Beben zum Einsturz gebracht.
Wie lange es dauern wird, all die zerstörten Häuser, Schulen, Tempel und Klöster wieder aufzubauen, kann bisher niemand sagen. Es wird sicher Jahre in Anspruch nehmen und viel Geld kosten.
Die Beben vom April und Mai 2015 haben vielen Menschen in Nepal großes Leid gebracht. Sie haben aber auch gezeigt, was in der Not wichtig ist: Verbundenheit, Hilfsbereitschaft, Nachbarschaftlichkeit und die Kraft, die Hoffnung nicht aufzugeben und wieder von vorn zu beginnen.