Peter Schöning: Ich bin tief beeindruckt!

Der Aufstieg in die Projektregion ist ja schon ein Abendteuer. Zu Fuß dem Flusslauf folgen und ihn immer wieder überqueren, wenn die andere Seite passierbarer ist. Über rutschige Felsen krakseln, sich im hüfttiefen Wasser gegen die Strömung vorarbeiten, auf engen Wegen warten bis Entgegenkommende passiert sind. Mal zu heiß, mal zu nass, mal zu anstrengend, mal zu rutschig und schon wieder ein Stein im Schuh. Und dann, nachdem wir glücklich den Fluss hinter uns gelassen haben, kommt der Aufstieg.
Steil. Neben mir der Abgrund. Jetzt hätte ich doch gern den erfrischenden Fluss zurück. Und eine Tüte frische Luft zum Atmen!

In Silinge ist es angenehm ruhig. Ich als Europäer werde nicht gleich überschwänglich vereinnahmt aber freundlich empfangen.
Die Tage erhalte ich Einblick in die meisten LiScha-Projekte. Das Medizincamp habe ich zwar knapp verpasst. Bekomme davon aber jede Menge erzählt, sehe Bilder und erlebe die Nachwirkungen in der Region.
Das Erdgeschoss des Schulneubaus ist fast fertig. Wird auch schon genutzt. Ich erkenne die Vorbereitungen für den Bau der 1. Etage. Was für ein Wahnsinnsausblick! Wäre ich hier Schüler gewesen, hätte ich während des gesamten Unterrichts nur aus dem Fenster geschaut auf die schneebedeckten Achttausender in der Ferne.

Leider sind an meinen Tagen in Silinge Schulferien. Also kann ich mir keinen Unterricht anschauen. Wunderschön ist es aber, die Freizeit der Kinder während „Dashain“, dem wichtigsten Fest im Jahr, zu sehen. Unbeschwert wuseln sie durch den Ort. Sie treffen sich zum Spielen im Bausand, zum Schaukeln und zu Ballspielen (mit einem zusammengeschnürten Bündel als Ball) auf dem Schulhof.

Sehr beeindruckt bin ich von den Mikrokreditgruppen. Wie so etwas abläuft, war mir vorher gar nicht bewusst. Die Menschen bekommen zunächst eine Schulung und organisieren sich dann in ihren Gruppen selbstständig. Die Beträge die sie gemeinsam sparen, leihen sie Mitgliedern der Gruppe. Derjenige kann sich damit z.B. ein Gerät anschaffen, damit arbeiten, Geld verdienen und den Kredit zurückzahlen. Bei den Treffen der Gruppen, erlebe ich eine ruhige, freundliche und geschäftige Atmosphäre.

Trubelig wird es, als danach die Kleiderspende auf die Tische kommt. Die Kinder, die sich beim Mikrokredit-Treffen draußen die Zeit vertrieben haben, kommen dazu. Man wählt aus, probiert an, begutachtet sich und andere, gibt weiter und freut sich über hübsche passende Teile.

Sehr interessiert bin ich an der Betreuung der Patenfamilien. Es werden neue Mädchen in das Patenprogramm aufgenommen und die bisherigen werden besucht. So kann ich direkt Einblick in die Familien bekommen. Erschreckend sind die Armut der Menschen, die Enge und der Zustand der kleinen Hütten in denen jeweils ein großer Familenverbund lebt. Schön ist es, den Zusammenhalt der Familien zu spüren. Mir gefällt auch wie ruhig und respektvoll ich als Fremder empfangen werde und dass mir die Familien so offen einen Einblick in ihr Leben gewähren.

Worauf ich sehr gespannt war, ist das Treffen der LiSchas vor Ort mit den Mitarbeitern des nepalesischen Partnervereins USD. Hier bekomme ich Einblick in die große organisatorische Leistung die hinter der praktischen Hilfe in der Projektregion steht. Dass da viel Planung nötig ist, war mir klar … aber eher auf abstrakte Art. Wie viele Absprachen, Überlegungen sowie Wissen und Verknüpfungen zwischen unterschiedlichen Menschen nötig sind, damit die Hilfe zur Selbsthilfe funktioniert, musste ich erst erleben um zu verstehen.

Es war tief beeindruckend die Projektregion zu erleben. Durch Daniela und Steffen hatte ich schon viel davon gehört, habe von ihnen Bilder und Filme gesehen. Durch meine Reise dorthin und durch meine Erlebnisse mit den Menschen vor Ort, habe ich erst richtig verstehen können, wie wichtig unsere Projekte sind und wie gut sie angenommen werden, weil sie funktionieren.

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